Sonntag, 20. November 2011
"Afrikaner lutschen keine Bonbons mit Papier"
Am Montag hatte ich meinen ersten Arbeitstag auf der Maternity.
Auch hier sollte ich gleich den Müttern Zugänge legen. Ich hatte eine gute
Lehrerin die mir alles sehr gut erklärte. Und so werde ich es nächstes Mal
evtl. wagen. Ich hatte einen Glückstag erwischt. Innerhalt kürzester Zeit 3
Geburten mit 3 süßen, gesunden weißen Babys. Jetzt war ich nicht mehr der
einzige Wazungu auf der Station, sondern habe Verstärkung bekommen. 3 weitere
Wazungus. Am Anfang sind alle Dunklen nämlich weiß. Erst mit der Zeit (nach ein
paar Tagen) werden sie dunkel.
Die Geburten verliefen reibungslos. Die Mütter waren alle
so tapfer. Keine hat auch nur einen Mucks von sich gegeben während der Geburt.
Kein Geschrei, nichts außer Stille. Sie verhielten sich so, als würden sie das
ständig machen. Irgendwie stimmt das ja auch. Aber trotzdem sind das ja
ziemliche Schmerzen für eine Frau.
Eine der Mütter (35 Jahre) hatte auch schon fünf Kinder,
alles Mädels, da war natürlich ihre Freude groß, als ich ihr ihren Jungen
überreichte. Ein goldicher kleiner Kerl.
Für eine Andere war es die erste Geburt. Aber trotzdem
verhielt sie sich so, als ob sie nie etwas anderes gemacht hatte. Auch sie war
ganz ruhig. Nach der Geburt fragte ich nach ihrem Alter. 16!!!! Und doch schon
so erwachsen und so tapfer! Respekt! Ihr Mädchen war das Größte der drei Babys,
hatte allerdings eine Augenentzündung auf einem Auge. Aber inzwischen geht es
ihm gut.
Die dritte Geburt verlief ähnlich der anderen. Es war
auch die erste Geburt einer 20 Jährigen.
Eine Geburt verläuft folgender Maßen ab. Die werdenden
Mütter kommen in einen Raum mit zwei Betten. Legen sich auf eine der Pritschen
und sagen „das Baby kommt gleich“. Dann folgt in kürzester Zeit die Geburt. Als
Nächstes wird die Nabelschnur gekappt, noch drauf gewartet bis die Plazenta
draußen ist und dann wird auch schon aufgestanden und mit dem Baby zusammen der
Raum verlassen.
Dienstags musste ich nach Mbinga wegen meines Visums.
Natürlich habe ich diese Chance genutzt um auch wieder ein wenig einzukaufen.
Obst, Plätzchen von der Bäckerei und wie jedes Mal war ich auch bei Samuel eine
Cola trinken. Sein Geschäft ist ein typischer kleiner Container indem es fast alles gibt.
Inzwischen fängt es gegen Nachmittag ab und zu an zu
gewittern und zu regnen. Die Regenzeit kündigt sich wohl so langsam aber sicher
an.
Am Mittwoch war ich nur kurz auf der Maternity, da wir
den versäumten Computerunterricht von gestern auf heute verschoben haben. An
diesem Tag fühlte ich mich schon nicht sehr wohl.
Ab Donnerstag hieß es dann, für mich das erste Mal, im
Bett liegen bleiben. Etwas Fieber, Gliederschmerzen und dauerhafte Müdigkeit
plagten mich nun. Keine Arbeit heute!!! Heute war Bettruhe angesagt!! Mit einem
Malariatest wollte ich noch einen Tag abwarten. Abends ging ich allerdings auf
das kleine spontane Geburtstagsessen für Raphael, das Hildegart und Ich geplant
und organisiert hatten. Ich hatte einen Kuchen gebacken, Tomatensalat und
Avokadocreme gemacht. Hildegart hat Pommes, Hähnchen und eine fantastische
Wurst, Fisch, Obst… Platte gemacht. Es war ein wirklich netter Abend.
Aber danach war ich platt und reif fürs Bett. Am nächsten
Morgen ging es mir leider noch nicht besser und ich machte mich auf ins
Krankenhaus für einen Malariatest. Diagnose - Ja Malaria. Meine Symptome
sprachen auch dafür. Vor allem das Fieber. Aber da ich eine Weiße bin wurde
kurz darauf natürlich noch mal einer gemacht. Kein Malaria! Na toll! Was soll
ich jetzt glauben?!? Das konnte ich mir nun aussuchen. Jeder im Krankenhaus
fragte mich, ob ich ein Moskitonetz habe und warum ich es nicht benutzen würde.
Sie verstehen es nicht, dass man auch gestochen werden kann, wenn man bei
Dunkelheit z.B. draußen herumläuft... Die Mücken stechen einen ja nicht nur,
wenn man im Bett liegt!
Auch gehen die Gerüchte herum, dass wenn man unter einem
Moskitonetzt schläft, die Männer impotent und die Frauen unfruchtbar werden.
Dies ist auch ein Grund warum viele zum Schlafen keine Netzte verwenden.
Hildegart und Doktor Majura meinten ich solle
Malariamedikamente nehmen, da meine Symptome eindeutig seine. Also lieber
einmal zu viel als einmal zu wenig.
Allerdings machte
ich heute trotzdem meinen
Computerunterricht. Danach konnte ich mich noch genug ins Bett legen. Die
Hochzeit morgen von Doktor Wella, auf der ich eingeladen war, konnte ich jedoch
vergessen. Ich war viel zu schwach um bis nach Songea zu fahren, geschweige
denn den ganzen Tag und die ganze Nacht eine Hochzeit zu feiern.
Den Samstag verbrachte ich somit bei Hildegart, mit
Computerunterricht und natürlich wieder im Bett. Ich hatte immer noch Fieber,
war schlapp und kraftlos und hatte meine Gliederschmerzen. Mein heutiger Tag
sieht nicht viel anders aus, außer dass der Unterricht wegfällt.
Ich melde mich bald wieder,
badai
Eure Nele
Ach zum Thema AIDS
Ich hab eine Antwort auf eine meiner Fragen gefunden,
warum die Menschen hier keine Kondome verwenden. Kondome kann man nämlich
überall kaufen, auch hier in Litembo!!!
Als Antwort bekam ich (mal fei übersetzt):“ Man lutscht
ja auch kein Bonbon mit Papier!“ Soviel hier zum Thema Kondome. Ich musste und
muss immer noch darüber lachen. Irgendwie ist es doch ziemlich witzig, was die
Menschen hier manchmal für Einstellungen haben und was für Vergleiche sie
ziehen.
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